Eine gute Führungskraft muss die Zügel in der Hand haben, oder?
Sie muss über alles Bescheid wissen und die beste Fachkraft sein, richtig?
Ich finde nicht. Eine Führungskraft muss Bescheid wissen, aber nicht über alles und die beste Fachkraft musst DU schon gar nicht sein.
Dennoch gibt es in einigen Unternehmen eine Kultur, in der es nahezu unmöglich ist, eine hohe Flughöhe einzunehmen. Ein Zustand, der weder Dir noch Deinen Mitarbeitenden hilft. Und dann gibt es vielleicht einige von Euch, die sagen: Ich muss meine Leute kontrollieren, sonst läuft alles in die Falsche Richtung.
Führung hat sich verändert – ohne wenn und aber.
Früher war die FK auch der größte Experte, entschied alles alleine und delegierte nicht nur Aufgabe, sondern erklärte auch, wie etwas zu erledigen ist.
Die Zeit hat sich aber gewandelt. Du als Führungskraft musst schon mehr liefern und deine Mitarbeiter viel mehr in den Blick nehmen.
Die Zeit, in der Du alles unter deiner Kontrolle halten kannst, die ist wohl oder übel vorbei.
Und deshalb rede ich heute über Micromanagement. Was ist das überhaupt? Was sind die Folgen für meine Mitarbeiter und am Ende des Podcasts gebe ich 5 Tipps an die Hand, wie Ihr euren inneren Micromanager ruhiger stellen könnt.
Also springen wir rein und definieren erstmal Micromanagement.
Was ist Micromanagement?
Micromanagement ist ein Führungsverhalten, das von sehr starker Detailorientierung und fehlendem Vertrauen geprägt ist. Solche Führungskräfte haben ein großes Bedürfnis nach Kontrolle: Sie wollen möglichst in allen Aufgaben beteiligt sein und über jedes Detail Bescheid wissen.
E-Mails, Schreiben und Dokumente abstimmen oder eigene Arbeitsanweisungen und Regeln formulieren.
Woher kommt Micromanagement?
Führungskräfte können verschiedene Gründe haben, Micromanagement zu betreiben. Da wäre zu Beginn natürlich das Bedürfnis nach Kontrolle über alle Aspekte, jede Entscheidung und jede Handlung. Das ist oftmals in mangelndem Selbstvertrauen, einer Unsicherheit oder einem Misstrauen begründet. Entweder in die eigenen oder in die Fähigkeiten der Teammitglieder.
Gar nicht so selten geht Micromanagement auch mit übertriebenem Perfektionismus einher. Das paart sich dann gerne mal mit der fehlenden Kompetenz, die Aufgaben im Team zu delegieren.
Und ja: Auch Druck von Oben (entweder in Zeit oder Qualität) kann durch aus ein Grund sein, weshalb Führungskräfte oder vielleicht sogar Du zum Micromanager wirst.
Was sind die Folgen von Micromanagement
Micromanagement kann für die Mitarbeitenden zahlreiche negative Auswirkungen haben. Das wirkt sich sich auf ihre Arbeitszufriedenheit, Produktivität und sogar ihre langfristige Bindung an das Unternehmen auswirken können. Micromanagende Führungskräfte fügen ihrer Organisation schweren Schaden zu. Mitarbeiter fühlen sich unsicher, verwenden viel Energie auf das Vermeiden von Fehlern und investieren noch mehr Energie fürs Überleben. Leider bevorzugen viele Unternehmen noch diese Manager, weil sie alles im Griff zu haben scheinen. Kurzfristig können sie Ergebnisse erzielen, aber auf lange Sicht hinterlassen sie eine Spur der Zerstörung auf ihrem Weg.
Mitarbeitende, die ständig überwacht und kontrolliert werden, können sich frustriert und gestresst fühlen. Das Gefühl, dass Du kein Vertrauen in ihre Fähigkeiten hast, führt das zu einem Umfeld, indem kaum jemand gerne arbeitet.
Mitarbeitenden zögern, neue Ideen einzubringen oder innovative Ansätze zu verfolgen, aus Angst, dass diese abgelehnt oder überprüft werden. Wenn sie außerdem das Gefühl haben, dass Du nicht an ihre Fähigkeiten glaubt, kann dies ihr Selbstvertrauen untergraben.
Die intrinsische Motivation, Aufgaben eigenverantwortlich zu erledigen, kann verloren gehen. Mitarbeitende könnten das Unternehmen verlassen, um in einem Umfeld zu arbeiten, das mehr Vertrauen und Autonomie bietet.
Und noch ein Aspekt ist ganz wichtig: Das ständige Einmischen in Aufgaben kann die Arbeitsprozesse verlangsamen, da Mitarbeitende möglicherweise darauf warten müssen, dass Du Entscheidungen triffst oder Details überprüfst.
5 Tipps gegen zu viel Micromanagement
Baue Vertrauen auf:
Entwickle Vertrauen in die Fähigkeiten deiner Teammitglieder. Zeige, dass du glaubst, dass sie ihre Aufgaben eigenständig und kompetent erledigen können.
Anerkenne Erfolge und lobe gute Leistungen, um das Selbstvertrauen der Mitarbeitenden zu stärken.
Nutze dafür deine Mitarbeitergespräche, um ausführlich zu loben, zu kritisieren und auch um zu erfahren, wie Du als Führungskräft besser werden kannst.
Kommuniziere klar und deutlich:
Stelle sicher, dass dein Team versteht, was von ihnen erwartet wird, und gebe genügend Raum für Fragen und Klarstellungen. Gib regelmäßiges Feedback, um den Fortschritt zu überprüfen und mögliche Anpassungen vorzunehmen, wenn nötig.
Gib auch zu, wenn Du etwas nicht oder noch nicht weißt. Es ist auch ok, wenn du sagst, dass du über etwas noch nicht reden darfst.
Delegiere regelmäßig und mit Verstand:
Gib Verantwortung an die entsprechenden Teammitglieder ab. Kläre, welche Entscheidungs-befugnisse und Aufgaben auf welchen Ebenen liegen und frage dich, ob du eine bestimmte Aufgabe wirklich selbst erledigen musst.
Denke daran, Aufgaben zu delegieren hat nicht nur den Zweck dir mehr Freiraum zu verschaffen. Es gibt dir auch ein Instrument, um Personal zu entwickeln.
Stelle sicher, dass Mitarbeitende die nötigen Ressourcen und Schulungen erhalten, um ihre Aufgaben erfolgreich zu bewältigen.
Jeder ist seines Glückes Schmied:
Schaffe ein Umfeld, in dem Mitarbeitende Eigenverantwortung übernehmen und selbstständig Entscheidungen treffen können und wollen. Dank mir später
Ermutige dazu, Probleme eigenständig zu lösen, bevor sie sich an dich wenden. Dies stärkt ihre Fähigkeiten und fördert Unabhängigkeit. Und sollte mal etwas schief gehen, darfst du zeigen, dass Fehler zum Lernen da sind.
Das baut eine Brücke zum Tipp Nr. 5
Viele Wege führen nach Rom
Zeige Flexibilität bei der Arbeitsweise und den Prozessen. Deine Mitarbeiter haben eigene Ideen, Vorstellungen und Vorgehensweisen. Vielleicht wissen Sie es auch einfach nicht besser. Aber: Erlaube den Teammitgliedern, ihre eigenen Arbeitsmethoden zu finden, solange die Ergebnisse den Erwartungen entsprechen. Erkenne an, dass verschiedene Arbeitsstile existieren, und fördere eine Umgebung, die unterschiedliche Herangehensweisen schätzt.
Und dazu gehört auch, dass Du akzeptierst, wenn das Ergebnis nicht bei 100% liegt, sondern vielleicht nur bei 80%. Das muss dann einfach mal reichen.
Solltest Du jetzt große Bauchschmerzen haben, dann denk doch mal über ein Coaching nach. Ich erlebe es häufig wie hilfreich es ist, wenn man die Überzeugungen, die hinter der Kontrolle oder hinter der fehlenden Delegation stecken, einmal beleuchtet und bespricht.
Ich fasse nochmal für dich zusammen:
Mikromanagement beschreibt ein großes Bedürfnis nach Kontrolle und Überblick über das Detail.
Mit der Kontrolle kaufst Du dir einige negative Dinge ein. Vor allem die intrinsische Motivation deiner Mitarbeiter sinkt.
Meine 5 Tipps für dich, um deinen inneren Micromanager ruhig(er) zu stellen sind:
- Baue Vertrauen auf:
- Kommuniziere klar und deutlich
- Delegiere regelmäßig und mit Verstand:
- Jeder ist seines Glückes Schmied: Fördere Eigenverantwortung
- Viele Wege führen nach Rom – Zeige Flexibilität in der Arbeitsweise
So! Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Umsetzung.
Wenn Du mehr über Führung lernen willst, dann kannst du mal in meiner Führungsfabrik vorbeischauen. Dort habe ich kostenlose Videos zu den Themen Führung und Kommunikation erstellt. Auf meiner Homepage findest Du auch zwei Onlinekurse. Da spreche ich einmal über Personalentwicklung und wie du sie als Führungswerkzeug nutzen kannst. Außerdem gibt es einen Onlinekurs für bessere Mitarbeitergespräche.
Alle Informationen und Links findest Du in den Shownotes.
Bis zur nächsten Folge.
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