In der modernen Arbeitswelt sind Einflusstaktiken nicht nur für Führungskräfte von Bedeutung. Auch Mitarbeiter haben Möglichkeiten, ihre Vorgesetzten zu beeinflussen und ihre eigenen Ziele zu erreichen. Dieser Ansatz wird oft als „Cheffing“ bezeichnet. In diesem Blogbeitrag erfährst du mehr über die verschiedenen Einflusstaktiken und wie sie im Arbeitsalltag angewendet werden können.
Einleitung
Hast du jemals darüber nachgedacht, dass Führung auch von unten nach oben funktionieren kann? Während Führungskräfte traditionell ihre Mitarbeiter leiten, gibt es auch Strategien, bei denen Mitarbeiter ihre Vorgesetzten beeinflussen. Dieser Ansatz ist besonders relevant, wenn es darum geht, eigene Interessen durchzusetzen, sei es mehr Gehalt, bessere Arbeitszeiten oder andere persönliche Ziele.
Ausgangssituationen und Einstellungen der Mitarbeiter
Mitarbeiter reagieren unterschiedlich auf Herausforderungen und unbefriedigende berufliche Situationen. Laut Heinz-Jürgen Herzlieb und Friedrich Ulrich (2005) gibt es drei häufige Einstellungen:
- Opferhaltung: Mitarbeiter rechtfertigen ihre Situation mit unzähligen Gründen und sehen keine Möglichkeit zur Veränderung.
- Blender-Strategie: Warnsignale werden heruntergespielt, und Misserfolge werden als Erfolge dargestellt.
- Unternehmer-Strategie: Probleme werden neutral analysiert und es wird entweder ausgehalten oder nach neuen Möglichkeiten gesucht.
Diese Einstellungen werden von Faktoren wie Unternehmenskultur, Führung und Mitarbeiterqualifikation beeinflusst. Flache Hierarchien und die Förderung zur Mitgestaltung können den Einfluss der Mitarbeiter stärken.
Einflusstaktiken im Detail
Die Psychologen Kipnis, Schmidt und Wilkinson haben in den 1980er Jahren Einflusstaktiken erforscht, die später von Blickle weiterentwickelt wurden. Hier sind einige der wichtigsten Taktiken:
- Sachliche Überzeugung: Mitarbeiter nutzen logische Argumente oder schriftliche Vorlagen, um ihre Vorgesetzten zu überzeugen.
- Konsultation: Mitarbeiter suchen den Rat des Vorgesetzten und bitten um Verbesserungsvorschläge.
- Inspirierende Vorschläge: Anregungen oder Bitten, die auf gemeinsame Werte hinweisen.
- Koalitionen bilden: Unterstützung von Kollegen sichern, bevor ein Vorschlag präsentiert wird.
- Einschmeicheln: Freundliches Verhalten und Zustimmung zu den Ansichten des Vorgesetzten.
- Übergeordnete Instanzen einschalten: Unterstützung von höhergestellten Vorgesetzten einholen.
- Druck ausüben: Bestimmtes Auftreten und Fristen setzen.
- Austausch anbieten: Gegenseitige „Geschäfte“ anbieten.
- Blockieren: Zusammenarbeit einstellen oder langsamer arbeiten.
- Legitimation: Auf eigene Kompetenzen oder Organisationsregeln verweisen.
- Persönliche Appelle: An gemeinsame Ziele und Loyalität erinnern.
- Selbstpromotion: Sich als kompetent und erfolgreich präsentieren.
Praktische Anwendung im Arbeitsalltag
Mitarbeiter können ihre Vorgesetzten auf verschiedene Weise beeinflussen, sei es durch klar formuliertes Feedback, aktive Kommunikation oder das Drängen auf Klarheit bei Arbeitsaufträgen. Wichtig ist, dass Mitarbeiter sich ihrer eigenen Verhaltensweisen bewusst sind und diese gezielt einsetzen, um ihre Ziele zu erreichen.
Führung von unten muss nicht negativ sein. In vielen Unternehmen werden Mitarbeiter ermutigt, aktiv Einfluss zu nehmen und sich wie eigene Unternehmer zu verhalten. Durch Vorschlagswesen oder materielle Anreize werden sie in ihrer Mitgestaltung unterstützt.
Fazit
Führung ist keine Einbahnstraße. Mitarbeiter haben zahlreiche Möglichkeiten, ihre Vorgesetzten zu beeinflussen und so ihre eigenen Ziele zu erreichen. Diese Einflusstaktiken können das Arbeitsklima positiv beeinflussen und zu einer produktiveren Zusammenarbeit führen. Hast du solche Einflusstaktiken schon bei deinen Mitarbeitern wahrgenommen? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren oder schreibe mir eine Nachricht.
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