Trennungsgespräche führen
Trennung: Julian Nagelsmann und der FC Bayern gehen getrennte Wege
Vor 2 Wochen trennte sich der FC Bayern von seinem damaligen Trainer Julain Nagelsmann.
Das Pikante: Während Nagelsmann im Zillertal Ski fuhr baggerte sein Arbeitgeber kräftig an einem anderen Trainer, nämlich Thomas Tuchel.
Als der Wechsel besiegelt war, musste man es dem alten Coach ja noch irgendwie beibringen. Das übernahmen allerdings nicht der FC Bayern, sondern der sog. Transferexperte Fabrizio Romano und sein Twitter-Account und natürlich die Bild-Zeitung.
Nagelsmann wurde durch die Anrufe der Zeitungen von seiner Entlassung informiert und alle standen ziemlich doof da.
In den Tagen darauf folgten Statements, in denen die Deutungshoheit über den Fall gewonnen werden sollte.
Nun gut: Nagelsmann war seinen Job los und der erhoffte Push für den FC Bayern blieb erstmal aus, da man sich nach dem Aus im DFB-Pokal vom Triple verabschieden muss. Auch in der CL sieht es nicht gut aus.
Nagelsmann-Aus baut Brücke für Trennungsgespräche
An meinem Beispiel wird deutlich, dass es sehr wohl Hinweise gibt, an die man sich halten sollte, wenn man sich von einem Top-Arbeitnehmer trennt.
Und darum soll es heute gehen: Wie führe ich gute Trennungsgespräche.
Dazu müssen wir im ersten Schritt klären, wie es überhaupt zu einer Trennung kommt?
- Arbeitgeber kündigt Arbeitnehmer,
- weil unzufrieden mit Leistung
- weil Vertrag nicht verlängert wird.
- Probezeit nicht bestanden.
- Persönliches Verhalten
- Andere betriebliche Gründe
- Arbeitnehmer kündigt Arbeitgeber
- Unzufrieden mit Job, Arbeitsbedingungen, Gehalt oder Entwicklungsperspektiven
- Konflikte mit Führungskraft, Kunden, Lieferanten, MA
- Neuer Job, in denen die Punkte von eben besser sind.
Für viele Führungskräfte ist besonders das Aussprechen einer Kündigung eine enorme Hürde. Und davor scheuen sich auch einige Führungskräfte und wählen dann einen eher taktlosen weg oder delegieren solche Gespräche dann an die Personalabteilung.
Ich lasse hier jetzt mal bewusst außen vor, dass ein Mitarbeiter durchaus gute Gründe liefert, ihn zu kündigen. Es geht mir bei diesem Thema eher darum, dass es für dich als FK dazu gehört, unangenehme Entscheidungen zu treffen, sie zu kommunizieren und deren Auswirkung auszuhalten.
Trennungsgespräche führen – Viele sorgen sich um diese Folgen
Was kann passieren, wenn ich einem MA die Kündigung ausspreche?
- Er/Sie nimmt es regungslos hin – Kann ebenso überraschend wie überfordernd sein, wenn gar keine Reaktion kommt. Gespräch später nochmal aufgreifen, falls Fragen sind.
- Er/Sie fährt die Krallen aus und wehrt sich energisch
- Sicherlich ein komplexer Prozess, der unterschiedliche Dinge in uns triggert.
- Schlechter Tipp: Zurückschreien und eine vielleicht aufgestauten Wut freien Lauf lassen.
- Besser: Emotionen des MA Raum geben und nach Abkühlen wieder fortfahren -> ggf. Gespräch verschieben und Emotion dann nochmal aufgreifen
- Er/Sie bricht in Tränen aus
- Triggert das schlechte Gewissen in uns.
- Schlechter Tipp: Auch in Tränen ausbrechen oder zu sachlich darüber hinweg gehen
- Besser: Emotion Raum geben und nach Abkühlen wieder fortfahren.
Trennungsgespräche führen – Aus diesen Gründen ist es hilfreich
Wenn es egal wäre, wie wir in solchen Momenten kommunizieren, wären viele Trainer u. a. auch ich arbeitslos. Aber wem oder was bringt es überhaupt etwas, ein sauberes Trennungsgespräch zu führen.
Wem:
- Dir: Es stärkt die Wahrnehmung der Rolle à Du kannst auch knifflige Situationen lösen, ohne das neue Konfliktherde ausbrechen
- Kollegen: Wie du ihm, so du mir? à Die Angst, dass das eine neue Unternehmenskultur ist, kann um sich greifen
- Der/Die Gekündigte: Die Arbeitsmoral sinkt – meistens arbeiten diese Menschen noch ein paar Tage für Euch, Die Person fühlt sich herabgewürdigt und lässt kein gutes Haar an dir und dem Unternehmen.
Dabei erfährt das Thema Zurück zur Ex im Beruf eine große Beliebtheit. In einer Umfrage, die in der Wirtschaftswoche zitiert wird, sprechen sich 43% der Befragten eine Rückkehr zum ehemaligen Arbeitgeber vorstellen. Keine so schlechte Quote im Fachkräftemangel.
Und wertschätzende Trennungsgespräche haben auch den Vorteil, dass man durchaus daraus lernen kann, was man eventuell beim nächsten Mal anders macht.
Beispiel: Wir kündigen einen MA oder die Person kündigt in der Probezeit. à Dann sagt uns das natürlich auch sehr viel darüber aus, wie das Onboarding läuft. Wir sollten uns in so einem Fall auch mit dem Einstellungsverfahren auseinander setzen.
Beispiel: Wir kündigen aufgrund von ausbleibender Leistung. à Das sagt uns sicherlich auch etwas über die Anforderungen, über die Zusammenarbeit und über die Belastung des Teams aus.
Heißt: Wir können viel für eine interne Verbesserung lernen.
Trennungsgespräche führen – Ablauf
Kommen wir aber nun zum eigentlichen Gespräch.
Da wäre ja zunächst die Frage: Wie gehe ich das überhaupt an?
Schreibe ich bereits in der Outlook-Einladung, dass ich die Kündigung aussprechen will? Eher nicht, vielleicht gibt es einen neutraleren Weg, wie z. B. Gespräch, Rücksprache, Mitarbeitergespräch.
Rein theoretisch, würde ich das Gespräch in vier Phasen unterteilen.
- Gesprächseröffnung: Sie begrüßen den Mitarbeiter und erläutern die aktuelle Situation.
- Trennungsaussprache: Sie überbringen die Trennungsbotschaft bzw. sprechen die Kündigung aus.
- Argumentation und Reaktion: Sie begründen die Entscheidung und geben dem Mitarbeiter Raum für Fragen und Emotionen.
- Beendigung des Gesprächs: Sie nennen die nächsten Schritte und beenden das Gespräch mit Zuversicht für die restliche Zeit.
Insbesondere Punkt 3 braucht eine gute Vorbereitung. Dazu habe ich ein paar Leitfragen, die du mal mehr mal weniger detailliert, beantworten solltest und sicherlich dazu beiträgt, dass dein Gegenüber den Schritt besser nachvollziehen kann.
Dieses sollte unter anderem folgende Fragen beantworten:
- Nach welchen Kriterien wird entschieden, wer entlassen wird?
- Zu welchem Zeitpunkt erfolgt die Kündigung?
- Wann und wie wird die Kündigung ausgesprochen?
- Wie werden die verbleibenden Mitarbeiter über die Kündigungen informiert?
- Wie werden sie gegenüber den zu kündigenden und den verbleibenden Mitarbeitern begründet? Und:
- Wie gestalten wir den Trennungsprozess? à Übergabe, Hilfe bei der Suche einer neuen Aufgabe, Arbeitszeugnis
Trennungsgespräche führen – Tipps
Ganz wichtig: Das Überbringen solcher Nachrichten ist leider Dein Job. Da kann es passieren, dass man schnell aus dieser Situation raus will. Und wenn du fleißiger Hörer oder fleißige Hörerin dieses Podcasts bist, dann wirst du merken, dass „schnell-schnell“ nicht gut funktioniert.
Also einfach ins Gespräch zu starten mit: Du bist entlassen!
Kann viele vor den Kopf stoßen. Genauso kontraproduktiv ist es, wenn man um den heißen Brei herumredet oder den Mitarbeiter/die Mitarbeiterin noch über den grünen Klee lobt.
Also benenne klar den Grund für das Gespräch, z. B. die wirtschaftliche Situation und führe dann zur Konsequenz. Direkt danach kannst du erklären, welche Kriterien dafür Ausschlaggebend waren.
Wie bereits erwähnt, löst eine Kündigung Emotionen aus – Die müssen sich nicht zwangsläufig sichtbar machen.
Hier ist es keine Schande, dass Gespräch zu vertagen und alles etwas sacken zu lassen.
Dafür sollte jeder Verständnis haben. Wofür deine Führungskraft wohl kein Verständnis hat, ist, wenn du im nächsten Atemzug die Kündigung oder die Umstände verweichlichst.
Nach dem Motto: Ich verstehe auch nicht, wieso der Vorstand so entschieden hat.
Um es ganz klar zu sagen: Du vertrittst das Unternehmen und damit haben sie die Verantwortung, diese Entscheidung auch demensprechend zu verkaufen.
Ein weiterer Aspekt ist das Thema: „Du hast mir doch letztens erst gesagt, wie gut ich bin und wie meine Entwicklung aussieht.“
Auch hier haben wir Parallelen zu Julian Nagelsmann. Bayern-Präsident Herbert Hainer erklärte Nagelsmann noch Tage vor der Entlassung zum Langzeitprojekt. Er sagte(Zitat): Wir haben das mit einem Fünfjahresvertrag dokumentiert, weil wir mit ihm etwas aufbauen wollen. (…) Die Trainer-Diskussion zwischendurch kam von außen, die haben nicht wir vom Zaun gebrochen.
Vier-Tage später kam es zur Entlassung.
Wenn so etwas passiert, dann sieht das nicht optimal aus. Steh zu Deinen Worten und Taten. Bedaure den Irrtum. Erkläre, dass Du zum damaligen Zeitpunkt die Situation anders eingeschätzt hast, diese sich aber in der Zwischenzeit aufgrund der Faktoren A, B, C geändert hat.
Trennungsgespräche führen – Zusammenfassung
Gute Trennungsgespräche sind wichtig, für dich als FK, für das restliche Team und für die entlassene Person, damit sie mit erhobenem Haupt das Unternehmen verlässt.
Außerdem wirft es den Fokus auf Verbesserungsmöglichkeiten, die wir angehen sollten, damit sich eine Trennung nicht schnell wiederholt.
Eine gute Vorbereitung ist das A und O. Erkläre die Kriterien, die zur Kündigung führen und gib genügend Raum für aufkommende Emotionen.
Flüchte dich nicht aus der Verantwortung und stehe Rede und Antwort.
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Das war das Thema Trennungsgespräche. Ich bin mir sicher, dass einige hilfreiche Tipps für dich dabei waren.
Falls Du Unterstützung brauchst, um solche Gespräche konkret vorzubereiten, melde dich gerne für ein Coaching bei mir.
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